Die noch wenig genutzte Möglichkeit, in die Nachhaltigkeit im Bereich Wohnen zu investieren

19. Januar 2022
Von Quentin Aeberli

Das Thema der Nachhaltigkeit wird in der Immobilienbranche immer wichtiger. Ein grosses Potenzial schlummert dabei auch im Leben der Bewohnenden vor Ort. Die Förderung eines nachhaltigen Lebensstils kann im Bezug auf die ESG-Kriterien starken Einfluss haben. In der Schweiz hat man derweil einen Weg gefunden, die Kriterien durch digitale Innovation zu erreichen.

Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie (Januar 2022) des Beratungsunternehmens EY zeigt: Die Nachhaltigkeit spielt in der Schweizer Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle. Mehr als drei Viertel von 2000 befragten Geschäftsführer:innen halten die sogenannten ESG-Faktoren für «äusserst wichtig». «Nur die digitale Transformation und organisches Wachstum werden höher gewichtet», steht in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Diese Entwicklung scheint auch in der Schweizer Immobilienbranche keinen Halt zu machen, wie bereits in einem Artikel des Wirtschaftsmagazins «Volkswirtschaft» von 2010 zu lesen war. Kaum eine Immobilie wird heutzutage mehr ohne nachhaltige Konzepte umgesetzt. Das Hauptaugenmerk liegt oft im Bereich des Baus: Nachhaltige Rohstoffe, CO2-neutrale Bauart, energieeffizienter Unterhalt oder eine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel spielen dabei zentrale Rollen zur Erreichung der ESG-Kriterien, welche sich als Standard für die Analyse einer nachhaltigen Umsetzung etabliert haben.

ESG-Kriterien
Verschiedene Nachhaltigkeitsratings basieren auf der Analyse der ESG-Kriterien. Der Begriff aus der Finanzwelt gewinnt in der Wirtschaft immer mehr an Bedeutung. Die drei Buchstaben beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen: Das «E» für Environment steht hierbei z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen. Social («S») beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Diversity oder gesellschaftliches Engagement. Unter Governance («G») wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden. Hierzu zählen z.B. Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse. Quelle: Wirtschaftslexikon

Neben des nachhaltigen Baus einer Immobilie bietet aber auch das Leben der Bewohnenden vor Ort grosse Möglichkeiten, um in die Nachhaltigkeit zu investieren: Gegenstände teilen statt sie neu zu kaufen, Essen weitergeben statt es wegzuwerfen oder Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten unterstützen statt sie alleine zu lassen – ein nachhaltiger Lebensstil der lokalen Community kann zur Erreichung der ESG-Kriterien einen wichtigen Beitrag leisten.

Was heisst nachhaltig leben?

Während jedoch viel in eine nachhaltige Immobilie investiert wird, scheint der Aspekt eines nachhaltigen Zusammenlebens der Bewohnenden vielerorts noch nicht im Fokus zu stehen. Dies macht auf jeden Fall den Anschein, wenn man mit involvierten Personen spricht. Dabei würde sich eine Investition in die Bewohnenden äusserst lohnen. Neben einem Beitrag zur Nachhaltigkeit führt ein gesundes Zusammenleben zu einem attraktiven Wohnraum und kann zu einem Wettbewerbsvorteil in Bezug auf neue Mietende führen. Gleichzeitig nimmt die Fluktuation dank glücklichen Bewohner:innen ab und die Ressourcen der Verwaltung müssen nicht für die Suche von neuen Mietenden verschwendet werden. Zudem stärkt ein aktiver Austausch mit- und untereinander auch das Vertrauen in die Verwaltung.

Die Vorteile einer nachhaltigen Community sind demnach vielversprechend. Bleibt nur noch die Frage zu klären, was denn eigentlich «nachhaltig leben» genau heisst. Die folgende Auflistung anhand der ESG-Kriterien gibt einen Überblick:

Weitergeben statt wegwerfen
Environment: Weitergeben statt wegwerfen

Ein umweltbewusstes Zusammenleben beginnt mit einer «Circular Economy». Die sogenannte Kreislaufwirtschaft ist der Gegensatz zur Wegwerfwirtschaft oder in diesem Fall Wegwerfgesellschaft. Es geht darum, Ressourcen schonender einzusetzen und den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern. Im Bereich des Lebens vor Ort wird dieses Ziel erreicht, in dem die Bewohnenden ungenutzte Ressourcen weitergeben statt sie wegzuwerfen. Es kann hier auch der Begriff des Recyclings angewendet werden. Vorige Lebensmittel werden weitergereicht, ungebrauchte Objekte verschenkt oder verkauft und so in einem neuen Haushalt weiterverwendet. So kann die Konsumgesellschaft etwas eingedämmt und die grosse Abfallproduktion vermindert werden.

Gemeinsam statt einsam
Social: Gemeinsam statt einsam

Social Responsibility beinhaltet unter anderem, die Lebensqualität und Zufriedenheit der Bewohnenden so hoch wie möglich zu gestalten. Den Grundpfeiler im Bereich des Zusammenlebens vor Ort legt die Nachbarschaftshilfe. Menschen mit den gleichen Interessen müssen zusammengebracht werden, Hilfesuchende sollen Hilfe finden, Wissen soll weitergegeben und Gegenstände ausgeliehen werden. Kurz: «Sharing is caring!» Erst eine intakte Nachbarschaftshilfe führt dazu, dass sich Menschen an ihrem Wohnort wohl fühlen und gerne da wohnen. Das Resultat: Weniger Vereinsamung, weniger Fluktuation und bessere Inklusion aller Bewohnenden.

Buttom-up statt Top-down
Governance: Bottom-up statt Top-down

Wie kommunizieren Verwaltungen und Eigentümer:innen mit den Mietenden? Eine Frage, die ganz unterschiedlich gelöst werden kann und in der Corporate Governance zentral ist. Denn neben der administrativen Kommunikation spielen Transparenz und Mitspracherecht immer wichtigere Rollen, damit sich die Bewohnerinnen und Bewohner abgeholt fühlen. Dafür müssen die Mietenden in Prozesse mit einbezogen werden, frühzeitig und transparent über Änderungen informiert werden und die Möglichkeit besitzen, schnell und einfach eine Stimme zu erhalten. Dies fördert das Vertrauen in die Verwaltung und verringert das Konfliktpotenzial sowie den administrativen Aufwand bei schwierigen Entscheidungen.

Schweizer Siedlungen ermöglichen ein nachhaltiges Leben vor Ort mithilfe einer App

Eine zeitgemässe Möglichkeit, um das Nachhaltigkeitspotenzial im Leben vor Ort zu entfalten, bietet die Digitalisierung – beispielsweise durch den Einsatz einer Nachbarschafts-App. Dadurch kann das Potenzial der lokalen Community an einem Ort gebündelt und für alle zugänglich gemacht werden.

In der Schweiz haben bereits erste Genossenschaften, Quartiere und Siedlungen damit begonnen, diese Möglichkeit zu nutzen. Mit einer App haben sie einen digitalen Treffpunkt eingeführt, welcher die Bewohnenden über unterschiedliche Wege zusammenbringt. Die App ermöglicht es somit, einfacher und effizienter ein nachhaltiges Zusammenleben aufzubauen, da darüber alle Bewohnenden in das Leben vor Ort mit einbezogen werden können.

Das Manegg-Quartier in Zürich
Das Vorzeige-Projekt aus Zürich

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Etablierung des digitalen Treffpunkts liefert das Manegg Quartier in Zürich. Dieses hat die App als Ergänzung zum realen Leben eingeführt. Durch den verstärkten digitalen Kontakt ist die Plattform heute der Ausgangspunkt zu einem nachhaltigeren Leben vor Ort. Mehr dazu

Bewohnende der Genossenschaft Zusammenhalt
Eine App für Personen im zweiten Lebensabschnitt

Auch die Genossenschaft Zusammenhalt in Winterthur hat für die Erreichung der ESG-Ziele einen digitalen Treffpunkt ins Leben gefunden. Der Fokus wird dabei vor allem auf den sozialen Aspekt gelegt. Die Menschen im zweiten Lebensabschnitt bleiben durch die App digital in Kontakt und können Treffen vor Ort einfacher organisieren. Mehr dazu

Die Verantwortlichen der Telli-App
Eine bewohnte Sanierung zum Erlebnis machen

Um vor allem den Austausch mit den Mietenden interaktiver und zeitnah zu gestalten, haben die Verantwortlichen der Telli-Wohnblöcke in Aarau eine Siedlungs-App eingeführt. Mit einer proaktiven Kommunikation und der Möglichkeit für schnelles Feedback wollen sie die gross angelegte Sanierung zu einem Erlebnis machen. Mehr dazu


Wollen Sie mehr dazu erfahren, wie eine App das nachhaltige Leben vor Ort ermöglicht? Gerne teilen wir unsere Erfahrungen mit Ihnen. Vereinbaren Sie eine Demo mit uns, damit wir uns ein erstes Mal austauschen können.

Quentin Aeberli, Kommunikation beUnity AG

Quentin Aeberli

«Meine damalige Deutschlehrerin würde ihren Augen nicht trauen, wenn sie wüsste, dass ich Blogs schreibe.»
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